Es ist ein wunderschöner aber kalter Abend, irgendwann im November des Jahres 1928. Schnee liegt noch keiner auf den Straßen aber die Nächte sind bereits ungnädig kalt und viele zieht es in die nahen Pubs um dort den wenigen außer familiären Kontakten nach zu kommen oder um vielleicht in vorweihnachtliche Stimmung zu verfallen. Lachen, Rauchen und jede menge Flüssiges. Doch was ist das? Jemand beugt sich in einem Pub vor und zündet sich seine Zigarette an einer Kerze an. Für unsereins in der heutigen Zeit ist das sicherlich nicht weiter schlimm, doch damals, an jenem kalten Abend war es eine Katastrophe, welche nahezu damit endete das derjenige Ziegarettenmatador von kräftigen Händen gepackt aus dem Pub geworfen wurde.
Dies sollte der letzte Lebensabend eines Veteranen werden. Ein Mann der nichts konnte als zu kämpfen. Nichts als das Militär war sein Zuhause und nichts weiter hatte jemals lernen können als Befehlen zu gehorchen, wie es ein braver Soldat zu tun pflegt. Als er zu alt für den Kriegsdienst wurde, zu verbraucht, um dem übergewichtigen Vorgesetzten noch von nutzen sein zu können, hatte man ihm ein paar Pfund Abfindung zukommen lassen und ihn fort von seiner Heimat geschickt. Dem Dienst im Militär und seinem Zuhause in der Kaserne.
Wieso ist dieser kalte Abend für den alten Veteranen der letzte gewesen? Er war nicht derjenige Zigarettenentfacher, welcher die Kerze dem Streichholz vorzog, doch er war derjenige, welcher von dem Verkauf der Streichhölzer lebte. Leider lebte er auch auf der Straße und hatte an jenem Tag nicht genügend geschwefelte Flammenbringer verkaufen können um sich eine Unterkunft für die Nacht leisten zu können. Ein Umstand welcher ihn das Leben kosten sollte.
Den Spruch, dass jemand stirbt, wenn jemand eine Zigarette an einer Kerze entzündet, der existiert tatsächlich in den verschiedensten Varianten, doch traf mich in seiner Essenz wie ein Schlag ins Gesicht als ich heute wieder einmal meiner lieben Beschäftigung nachging und mir alte Bilder angeschaut hatte.
Kriegsveteran um 1928 gefunden hier |
Dieses Bild ist erschreckend und faszinierend zugleich obwohl es doch schon einige Jahre her ist als es abgelichtet wurde. Der Ausdruck ist so stark, dass sich Bilder der heutigen Zeit weit dahinter verstecken müssten um nicht störend zu wirken oder im schlimmsten Falle nahezu lächerlich.
Was kümmert ein Mann der schon so lange Tod ist, werden sich sicherlich einige fragen aber die Antwort ist denkbar einfach. Solidarität, Mut, Nähe. Dieser alte Mann hat seinen Lebtag gekämpft. Ich weiß nichts über ihn. Garnichts. Außer das er arm ist und abgewetzte, ehemals wohl imposante, Kleidung trägt und Zündelhölzer verkauft. Dennoch. Sehe ich mich in der heutigen politischen Welt um, so sehe ich diesen alten Mann vor mir. Schwule, Flüchtlinge (nicht zu vergleichen mit Einwanderern übrigens, das ist NICHT das gleiche!), Meinungsfreiheit, Mobbing und nicht zuletzt unbekannte und neue Welten für einen Horizont, welcher nur die alten Maßstäbe gewohnt ist.
Wie ein Freund von mir hat verlauten lassen, gibt dieses Bild viel Denkstoff und ich hoffe das ich diesen Denkstoff ein wenig weiter geben kann. Ich denke auch, dass es vielleicht keine so gute Idee ist meine gesamte Gedankenwelt offen zu legen und in das monotone Echohorn der vielen Ja und Nein Sager zu stoßen, was die Zeitpolitik anbelangt. Nur so viel. Ihr geneigten Leser, denkt nach und lasst nicht nur für euch denken. Lasst euch nicht einschüchtern und steht zu eurer Meinung, seid fair und ehrlich, steht nicht in eurem eigenen Schatten, doch zündet euch niemals die Zigarette an einer Kerze an.
Euer Scrooge
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