Freitag, 24. April 2015

Bücher für einen Euro, ein Hort kleiner Geschichten!

Sic parvis magna, eines meiner liebsten Zitate. Aus kleinem entsteht Großes und auch so verhält es sich mit einer meiner Leidenschaften. Wie ja landläufig jeder weiß, mag ich Bücher. Ich hab sie quasi zum Fressen gern und kann selten an einem Buchladen vorüber gehen ohne sehnsüchtig alles anzuschmachten, was sich in der Auslage oder unter der Ladentheke befindet. So auch gestern. Ich kam gerade von meiner wöchentlichen Physiotherapie, auf dem Weg die liebreizende Miss Alice einzusammeln als mir ein wohlbekannter Geruch in die Nase stieg. Ja, was soll ich sagen. Ein Schnäppchen. Ein Buch, ein Euro. Besagte Buchhandlung räumt öfter alte Bestände aus dem Keller weg und anstelle das ganze an eine Papiermühle zu schicken, stellen sie das Zeug an die Straße und hoffen auf den Verkauf. Gute Idee, manchmal sind da ein paar schöne Schätzchen dazwischen. Bücher die nicht mehr verlegt werden aber interessant bleiben. Von meinen letzten Streifzügen hatte ich mehrere Berichte über das alte Griechenland aus 1880 eingesammelt und ein halbes Wörterbuch Deutsch/Mittelhochdeutsch. (Wer sich nun fragt warum ich ein halbes Buch kaufe, es ist einfach Lustig und ein weiterer Grund folgt gleich.)

Warum kauft man sich alte Bücher? Nicht nur wegen dem Geruch, oder der deutlich schöneren Aufmachung mancher Werke. Viele Bücher weisen Spuren von Gebrauch auf und wenn man diese Bücher lesen kann, erzählen sie eine neue Geschichte jenseits des Inhalts. Notizen, Risse, Bleichungen und dergleichen mehr formen etwas das man in moderenen Büchern selten findet. Kurz zurück zu dem halben Wörterbuch. Was ist damit geschehen? Warum ist es so kaputt gegangen wie es jetzt ist? Eine Geschichte eines armen Studenten aus dem 19ten Jahrhundert beginnt sich zu formen und zack, das Buch bekommt deutlich mehr Dimensionen als es mein Lexer (ein MHD Wörterbuch) derzeit hat. Ebenso wie es das Geschwisterpaar Gretchen und Fritz schafft, das man beginnt eine Geschichte zu formen wenn man das Weihnachtsgeschenk sieht, welches Fritz seiner Schwester machte. Bücher und so gut wie alles in dieser Welt erzählen immer mehr als nur eine Geschichte. Ein kleines Indiz reicht aus und schon eröffnet sich ein neuer Weg etwas zu sehen und genau das ist faszinierend. Es lässt einen Schauer über den Rücken laufen und wenn ich bedenke das ich in diesem Laden noch mehr finden kann. Etwas habe ich sogar schon gesehen, bei dem ich überlege ob ich es holen soll. Alte Postbücher. Adressen und Telefonnummern von Menschen die lange nicht mehr leben, von Häusern die nicht mehr existieren aber dennoch, ein Geschichtsbuch ist das eine, doch die Telefonnummer von Friedrich Ebert, das ist nochmal eine andere Sache. Plötzlich bekommen diese Menschen die so platt und schlecht umrissen sind in geschichtlichen Texten eine so starke Präsenz als stünden sie neben einem. Bei Zeiten muss ich meine Scans von Kasseläner Jungen noch online stellen. Eine Kurzgeschichtensammlung von Friedrich Ebert, welcher als Henner Piffendeckel geschrieben hat. Nun gut, soviel erstmal hierzu, war mir ein grande plesier das noch los zu werden, da ich mich so unendlich über diese kleinen zeitgeschichtlichen Safes freue. 

Ein Schnappschuss von einem Paar der Bücher die ich dort gekauft habe. Im Vordergrund liegt Goethes Frauengestalten, was mein neuestes Kleinod darstellt. Ebenfalls zu sehen ist die Inschrift im vorderen Teil des Buches. Veröffentlichung ist im Übrigen ebenfalls im Jahr 1871 gewesen.
Viel Grüße
Scrooge

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